Ausbildung zum Stuckateur

1. Zuschnitt und Nachbearbeitung von Stuckelementen

 

Der Auszubildende erlernt den Umgang mit den zerbrechlichen Stuckelementen und

den korrekten Zuschnitt auf die passenden Längen. Die Zuschnitte werden sowohl in Standardlängen von 160cm erstellt, als auch nach Kundenwunsch.

Bei Abweichungen von den Standardmaßen gehört eine exakte Vermessung der Stuckelemente. Hierzu gehören auch die Zuschnitte von Gehrungen für Ecken, Deckenspiegel oder Wandbilder.

Es wird gelehrt wie Werkzeuge, Geräte und technische Einrichtungen gehandhabt und gewartet werden. Es wird sowohl der Umgang mit der elektrischen Säge als auch der Zuschnitt per Hand mit der Gehrungslade vermittelt.

 

Der Auszubildende erlernt die Stuckelemente nachzuarbeiten bzw. auszubessern.

Hierzu gehören die Anwendungstechniken der verschiedenen Stuckwerkzeuge (welche Spachteln für die entsprechenden Ausbesserungsvorgänge verwendet werden), das Anmachen von Klebegips in dem richtigen Mischungsverhältnis, das Auftragen und Verspachteln von Klebegips auf die Stuckelemente und das Verschleifen.

Es werden die verschiedenen Prüfverfahren vermittelt und gelehrt nach welchen Kriterien man sie unterscheidet und wie man das geeignete Verfahren auswählt.

 

2. Qualitätskontrolle und Verpackung

 

Da die Stuckelemente sehr zerbrechlich sind ist bei der Verpackung höchste Sorgfalt notwendig. Die Stuckelemente werden mehrfach in einem bestimmten System in Wellpappe eingewickelt und umklebt. Es werden dem Auszubildenden die verschiedenen Verpackungstechniken gelehrt. Die Stuckelemente werden je nach Versandart (per Paketdienst oder Spedition) entsprechend den Anforderungen des jeweiligen Produktes sorgfältig verpackt. Bei der Vielzahl unserer Produkte ist die Verpackungsvielfalt sehr umfangreich. Bei Stuckrosetten und kleineren Stuckelementen werden z.B. Gipskartonplatten auf das Kartonmaß zugeschnitten, die Rosette in Polsterfolie verpackt und so auf der Gipskartonplatte befestigt das kein Verrutschen möglich ist.

Die Rosette muß aber im richtigen Verhältnis befestigt werden (auch nicht zu fest),

damit sie nicht bricht. Der Karton muß in einem bestimmten Verhältnis lückenfrei ausgepolstert werden, sodass weder ein Verrutschen noch ein Zerbrechen die Stuckelemente beschädigen können

 

Weiterhin wird gelehrt wie die Paletten für den Speditionsversand vorbereitet und gepackt werden. Die Verpackungsvorgänge sind sehr aufwändig da es sich um sehr zerbrechliche Ware handelt. Die Stuckelemente müssen mehrfach umwickelt und gepolstert werden und auch auf der Palette so gestapelt werden das kein Verrutschen möglich ist und keine äußeren Einwirkungen die Stuckelemente beschädigen können.

Die Außenverpackung muß ansprechend aussehen, da unsere Produkte vorrangig an sehr hochwertige Kundschaft geliefert wird und diese die Ware exakt begutachten. Wir haben keinen persönlichen Kundenkontakt, unser Kundschaft kennt uns nur von unserer Internetpräsenz. Das Einzige was Sie von uns sehen, ist die Ware vor Ort auf der Baustelle. Und diese möchten wir genauso gut präsentieren wie unsere Unternehmen im Internetauftritt. Deshalb muß bei der Verpackung sehr genau gearbeitet werden und das bedarf einem größeren Aufwand als bei einer "normalen" Verpackung.

 

 

3. Materialkunde / Theorie

 

Dem Auszubildenden wird gelehrt wie man die richtigen Hilfsstoffe und Materialen auswählt und herstellt und welche Wirkung sie in den verschiedenen Mischungsverhältnissen erzielen. Der Gips benötigt z.B. eine bestimmte Konsistens um ihn lange genug

zum Ziehen oder Ausgießen verwenden zu können ohne das er gleich fest wird.

z.B. ein Elektriker arbeitet ca. 5 Minuten mit Gips um Dosen einzugipsen, ein Werkstattstuckateur kann den Gips bis zu 40 Minuten offen halten um ihn bearbeiten zu können.

Auch für die Herstellung von Kautschukformen muß der Kautschuk in einem exakten Mischungsverhältnis mit dem Vernetzer vermischt werden.

Gelehrt wird die Verträglichkeit der Baustoffe untereinander und der alternative Einsatz verschiedener Werkstoffe und Grundlagen zu der Bauphysik-, Biologie- und Chemie. Desweiteren werden der Umgang und die Schutzmaßnahmen mit ätzenden Hilfsstoffen (z.B. Abbeizer) vermittelt.

 

Weiterhin werden Kenntnisse über die wesentlichen kunst- und kulturhistorischen Grundlagen der Architektur vermittelt (welche Stuckelemente welcher Epoche zuzuordnen sind und wie man diese voneinander unterscheidet).

 

Zur Theorie gehört auch grundsätzlich die Einweisung in das Unternehmen - wie der Ausbildungsbetrieb organisiert ist und wie die Materialbeschaffung,die Fertigung der Absatz und die Verwaltung funktionieren und wie die Arbeitsschutz- und Verhütungsvorschriften angewandt werden.

 

Der Auszubildende erlernt die Auftragserfassung und die selbständige termingerechte Abarbeitung der anstehenden Aufträge mit Absprache der Kollegen (Auftragsverteilung untereinander).

 

 

4. Ausgießen von Stuckrosetten, Ornamentleisten und Dekorelementen

 

Der Auszubildende erlernt den Umgang und die Lagerung von den Kautschukformen und das richtige Ausgießen. Der Gips muß im richtigen Mischungsverhältnis angemacht werden und die Kautschukformen unter gezielten Bewegungen und Auspinselung ausgegossen werden, aber so, das keine Luftblasen innerhalb des Gipses mehr vorhanden sind. Zur Stabilisierung wird zusätzlich Sisal oder Gewebe in den Gips mit eingearbeitet und bei Stuckrosetten Vertiefungen als Kabeldurchlässe geschaffen. Beim Ausgießen von filigranen Dekorelementen ist zusätzlich eine Edelstahlarmierung zur Stabilisierung notwendig, welche entsprechend der Form der Dekorelemente vorgebogen werden muß. Weiterhin wird die zeitliche und technische Entnahme der Stuckelemente aus der Kautschukform vermittelt. Es wird dem Auszubildenden gelehrt wie die jeweiligen Stuckelemente zur Trocknung bereitgestellt werden und wie die Trocknung erfolgt. Er lernt die richtige Trocknungszeit einzuschätzen und lernt selbständig zu entscheiden wann die Stuckelemente verpackungsfertig (trocken) sind.

 

5. Schablonenbau

 

Der Schablonenbau beginnt mit der Konstruktionszeichnung per Hand auf Papier (Aufzeichnen des Querschnittes des jeweiligen Stuckelementes).

Bei Restaurationsarbeiten werden von bereitgestellten Musterstücken des Kunden maßhaltige Zeichnungen angefertigt.

Die Zeichnungen werden nach genauen Vorgaben mit der Schere ausgeschnitten und auf ein Blech aufgebracht. Das Blech wird mit der Blechschere per Hand exakt an den Kanten der aufgeklebten Konstruktionszeichnung nachgeschnitten. Die Kanten werden anschließend mit verschiedenen Feilen nachgefeilt. Der Auszubildenende erlernt den Umgang mit den speziellen Feilen und bekommt vermittelt welche Feile er in welchem Fall verwenden muß. Die Schablone wird so lange nachgefeilt bis sie die richtige Kontur und Oberfläche für den Tisch- oder Kanalzug erreicht hat.

Der Auszubildende erlernt weiterhin wie man Doppel- oder Dreifachschablonen erstellt. Hier besteht die Anforderung darin das alle 2 bzw. 3 Schablonen exakt gleich sein müssen. Das wird erreicht indem alle Schablonen gleichzeitig gefeilt werden. Nach dem vollständigen Ausschneiden und Feilen der Schablonen wird ein Hartholz auf entsprechende Größe zugeschnitten und das Profil mittels Säge aus dem Hartholz ausgeschnitten. Anschließend werden die Bleche auf das Hartholz aufgenagelt. Der Schablonenbau ist sehr aufwändig und erfordert viel Geschick, Geduld und Sorgfältigkeit.

 

 

6. Einstellung von Schablonen für Zugarbeiten

 

Die in Pos. 5 gebauten Zugschablonen werden werden in eine eigens dafür errichtete Vorrichtung aus Hartholz eingespannt. Diese Vorrichtung muß beidseitig exakt gleich hoch, in einem bestimmten Abstand vom Zugtisch oder Zugkanal eingestellt werden sodass ein gleichmäßiger Zug gewährleistet werden kann.

Hierbei gibt es für die vielen Zugschablonen wieder unterschiedliche Anforderungen.

 

Die Holzvorrichtung mit der Zugschablone muß mehrfach über den Zugtisch oder Zugkanal geschoben werden um die exakte Einstellung zu prüfen. Die Schablone muß immer wieder entsprechend nachgestellt werden.

 

 

7. Einführung in das Ziehen von Stuckleisten- und Gesimsen

 

Die Stuckleisten werden mittels der Zugschablonen auf dem 9m-langen Zugtisch gezogen und die Stuckgesimse im 9m-langen Zugkanal.

Nach dem Einstellen der Zugschablonen wird der Zugtisch oder Zugkanal mit Schmierseife eingerieben um die Schablone besser gleiten zu lassen. Anschließend wird der Gips in der entsprechenden Menge und dem entsprechenden Mischungsverhältnis angemacht wie es für die jeweilige Größe der Stuckleiste oder des Stuckgesimses erforderlich ist.

Zusätzlich wird ein Eimer mit Stehgips angemacht (Stehgips wird anfangs nicht verrührt so wie der andere Gips, damit er länger flüssig bleibt). Der angerührte Gips wird nach und nach auf dem Tisch bzw. Kanal aufgebracht und mit der Schablone darüber gezogen. Nach dem ersten Zug wird zusätzlich ein Gewebe zur Stabilisierung eingelegt. Je nach Leisten- bzw. Gesimsgröße erfolgt der Gipsauftrag und der Zug mit der Schablone über die Gesimse ca. 10-30 Mal. Das Ziehen muß in einer Zeit von ca. 40 Minuten erledigt sein da dann der Gips fest wird. Für die letzten paar Züge wird dann bereits der Stehgips verwendet da der angerührte Gips schon fest ist. Bei Stuckgesimsen wird vor dem eigentlichen Ziehen noch ein Kern gezogen (damit eine Aussparung zwischen Wand und Decke für eine bessere Montage und als Kabelschacht geschaffen wird). Der Kern wird mit Shellack überzogen um den anschließenden Zug mit den Stuckgesimsen wieder abnehmen zu können (Shellack dient als Trennmittel). Nach dem Zug werden die Leisten und Gesimse auf die Standardlänge von 160 cm zugeschnitten, anschließend vorsichtig vom Tisch gelöst und auf den Trocknungswagen gestellt. Nach der Befüllung des Trocknungswagens werden die Leisten und Gesimse in den Trockenraum gefahren. Nach der vollständigen Trocknung erfolgt die Qualitätskontrolle, der Zuschnitt, das Nachschleifen, gegebenenfalls das Nachbessern und die Verpackung. Zusätzlich erlernt der Auszubildende noch wie man den Stuckelementen eine Hydrophobierung zusetzt um Sie für Naßbereiche zu verwenden.

 

 

8. Einstellung von Schablonen für Radien

 

Die Einstellung der Schablonen für Radien ist sehr speziell. Der Auszubildende lernt das Ziehen von Bögen, Kreisen, runden Rosetten und Ellipsen auf einem runden Zugtisch, der speziell für diese Anfertigungen hergestellt wurde.

Dafür ist es erforderlich vorab die benötigten Radien rechnerisch zu ermitteln.

Auf dem Zugtisch wird im Mittelpunkt eine Zugachse errichtet. Von dieser Zugachse aus wird entsprechend den Berechnungen eine Zugstange montiert an der die Zugschablone angeschraubt wird. Die Zugvorrichtung wird entsprechend jeder Sonderanfertigung neu gebaut, da fast nie 2x die gleichen Radien bestellt werden.

 

9. Ziehen von gebogenen Leisten und Gesimsen nach Radius

 

Die Grundschritte des Ziehens sind ähnlich wie Punkt 7.

Der Auszubildende lernt wie in Punkt 8 bereits angedeudet das Ziehen von Bögen, Kreisen, runden Rosetten und Ellipsen. Die Handhabung der Schablone ist hier ganz anders als bei einem geraden Zug auf dem Tisch oder im Kanal. Die Schablone muß kreisförmig gedreht werden. Das Schwierige daran ist den Druck an jeder Stelle des Zuges immer gleich zu halten damit der Bogen auch gleichmäßig wird.

Dabei muß sehr vorsichtig vorgegangen werden damit der Mittelpunkt nicht verrückt wird. Die Schablone muß exakt geführt werden um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Bei größeren Bögen oder bei Ellipsen mit verschiedenen Radien werden verschiedene Einstellungen benötigt und in mehreren Teilstücken gezogen.

Die Teilstücke müssen später exakt zugeschnitten und zusammengeklebt werden, sodass der Radius genau zusammenpaßt und beim Zusammenkleben exakt weitergeführt wird.

 

10. Formen- und Modellbau

 

Der Auszubildende erlernt wie man Entwürfe für Modelle oder Formen erstellt und wie man die Kundenanforderungen dabei berücksichtigt.

Weiterhin wird vermittelt welche unterschiedlichen Fertigungsverfahren es gibt und wie man das geeignete Verfahren auswählt. Es wird die Herstellung von Kopien durch Übertragungstechnik und Abformung gelehrt.

Eine Form oder ein Modell wird vorrangig für den Bereich der Restauartion benötigt oder für die Neuherstellung eigener neuer Produkte (Sortimentserweiterung).

In den Formen- und Modellbau muß sehr viel Kreativität und Feingefühl eingebracht werden.

Es werden aus Ton per Hand Formen nach einer Zeichnungsvorlage oder einem Bild modelliert und diese mehrfach so angepaßt das sie mit den Kundenanforderungen exakt übereinstimmen. Nach der Kundenfreigabe wird eine Negativform aus Gips von der Tonform erstellt. Nach dem Aushärten der Negativform wird ein Gipsabdruck erstellt. Dieser wird dann erneut nachbearbeitet sodass die Oberfläche glatt und eben ist um einen Kautschukabdruck machen zu können. Nach der Nachbearbeitung wird der Gipsabdruck grundiert und lackiert um eine noch glattere Oberfläche zu schaffen und um den Kautschuk später ablösen zu können. Nach der Trocknung der Lackierung wird um den Gipsabdruck eine Form aus Gipskarton gebaut um eine Umrandung für den flüssigen Kautschuk zu erzeugen.

 

Anschließend wird der Kautschuk in der entsprechenden Menge mit dem Vernetzer verrührt und über den Gipsabdruck gegossen. Nach dem Austrocknen des Kautschuks wird die Umrandung aus Gipskarton enfernt und die Kautschukform von der Gipsform gelöst.

Dann kann ein Ausguß der Kautschukform erfolgen.

Diese beschriebene Formenherstellung war die einfachste Form. Weiterhin gibt es noch die Herstellung von Klappformen, welche bei Weitem aufwändiger ist und hauptsächlich für größere Ornamentgesimse verwendet wird. Der Bau einer Klappform unterscheidet sich darin, das ein stabiles Untergestell aus Metall gebaut werden muss und die Kautschukform in 2 Teilen hergestellt werden muß.

 

11. Restauration von Stuckelementen

 

Einen großen Teil der Restauration von Stuckelementen nimmt die Bestandsaufnahme und Dokumentation ein. Nicht in jedem Fall ist es dem Kunden möglich die zu restaurierenden Stuckelemente an uns einzuschicken oder vorbeizubringen. Teilweise sind die Stuckelemente aus alten Zeiten so schadhaft das nur eine Abnahme vor Ort gemacht werden kann. Das ist jedoch die Ausnahme.

In den meisten Fällen bringen oder schicken uns die Kunden Teilstücke die exakt wieder so hergestellt werden sollen wie das alte Modell, da durch Wasserschäden, Durchbrüche oder Raumerweiterungen Stuckelemente fehlen.

Die Stuckelemente werden aufgearbeitet und fehlende Teilstücke ergänzt oder modelliert. Hierbei kommt der Formen- und Modellbau zum Einsatz.